Automatisierte Getriebe beim Motorrad
Bei Rollern gibt es schon ewig die Automatikgetriebe, die meistens als Variomatik ausgeführt sind. Dabei wird drehzahlabhängig die Übersetzung stufenlos geändert. Wenn das technisch sauber gemacht wird, funktioniert das sogar wirklich gut.
Bei eingefleischten Motorradfahrern ist die Variomatik aber nicht sonderlich beliebt. Das Schaltgefühl fehlt ihnen zum richtigen Motorradfahren. Außerdem ist die Variomatik im Langsamfahrbereich teilweise schlecht einschätzbar: Beim Vorschlängeln im Stau wir bei abgedrehtem Gas gar keine Antriebskraft übertrageb; wenn das Gleichgewicht beim Vorschlängeln schlechter wird, kann es sein, dass sanftes Gas noch keinen Antrieb bringt und das Gas dann zu stark aufgedreht wird.

Das Doppelkupplungsgetriebe beim Honda Crosstourer
Der Crosstourer hat ein klassisches Sechsganggetriebe. Im Fahrbetrieb kommt es deshalb zu Schaltmanövern mit gewohnten Drehzahlsprüngen; das Motorradfeeling bleibt bestehen. Aber die Schaltmanöver werden nicht mit Schalthebel und Kupplungshebel durchgeführt, sondern automatisch mit Hilfe eines Doppelkupplungsgetriebes. Es sind dabei immer zwei Gänge geschaltet. Zum Beispiel der 1. und der 2. Gang. Wenn der richtige Zeitpunkt zum Schalten gekommen ist, kuppelt die Kupplung des 1. Ganges aus während gleichzeitig die Kupplung des 2. Ganges einkuppelt. Damit kommt es zu keiner Zugkraftunterbrechung und einer besseren Beschleunigung.
Die Schaltzeitpunkte werden auf verschiedene Art beinflusst.
Der Fahrer kann zwischen zwei Automatikmodi (Drive und Sport) wählen, oder manuell die Schaltwechsel wählen. Im D-Modus wird früher in höhere Gänge geschaltet, im S-Modus im höheren Drehzahlbereich gefahren. Mit den Plus- und Minus-Tasten am linken Lenkerende, kann die Schaltung aber jederzeit beeinflusst werden und damit auch manuell geschalten werden.
Beim Beschleunigen wird geschalten, während das Gas aufgedreht bleibt. Die Schaltmanöver funktionieren meistens sehr weich.
Umstellung für den Fahrer?
Es gibt Situationen in denen ich mit dem linken Fuß den Schalthebel suche. Oft nach dem Wegfahren in der Kurve, wenn ich sonst in den 2. Gang schalten würde. Daraus ergibt sich aber keine problematische Fahrsituation. Die Schaltzeitpunkte sind teilweise höher, als ich sie selber gewählt hätte. Da kann ich mir aber helfen in dem ich grundsätzlich im D-Mode fahre und teilweise mit der Plus-Taste die Schaltzeitpunkte erzwinge. Allerdings gibt es auch bei hohen Drehzahlen keine unangenehm starken Lastwechselreaktionen. Das hängt mit dem E-Gas zusammen. Damit werden Gasdrehgriffbewegungen nicht direkt von der Benzineinspritzung umgesetzt, sondern softwaremäßig "gefiltert". Das wirkt sich auch beim Beschleunigen in der Kurve aus; auch bei harten Beschleunigungen setzt die Antriebskraft so sanft ein, dass das Hinterrad sanft zu driften beginnt. Erst bei rutschiger Fahrbahn oder starken Bodenwellen muss die Traktionskontrolle aktiv werden, die sich dann mit deutlicher Leistungswegnahme und blinkender Kontrollampe bemerkbar macht.
Sehr einfach ist das Anfahren auch in sehr starken Steigungen: Handbremse anziehen, etwas Gas geben, Handbremse lösen - das war's.
Fahreindrücke
Daten - Honda Crosstourer
Eigengewicht: |
285 kg |
höchstzulässiges Gesamtgewicht: |
479 kg |
Motor: |
V4 4Takt-Motor |
Hubraum: |
1237 ccm |
Leistung: |
95 kW / 130 PS |
Antrieb: |
6 Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Kardanantrieb |
Bauartgeschwindigkeit: |
209 km/h |
Bremsen: |
Combined ABS |
Reifen vorne: |
110/80 R 19 M/C 59 V |
Reifen hinten: |
150/70 R 17 M/C 69 V |
Danke an Michael Dolezal von Auto + Bike Stahl im 20. Bezirk. Er hat uns den Crosstourer zur Verfügung gestellt und mit interessanten Informationen versorgt.
-----
Gerhard Nigischer
| 18.07.2014 17:32:50
| 0 Kommentare
Schlüsselwörter: Fahrbericht, Motorradtechnik